„Ich mache keine Liste, Andi.“
Trotzte ich jetzt ihm? Würde ich in ein paar Jahren dann denken, dass er recht gehabt hatte? Scheiße, alles wiederholte sich hier gerade – ein ewiger Teufelskreis zwischen Gut und Böse, Auf und Ab, Schwarz und Weiß, Ja und Nein, Traum und Wirklichkeit – das Leben halt. Der Kellner brachte unsere Sachen, Andi schob mir den Zettel, den Stift und das leere Sektglas entgegen und schenkte die Hälfte aus seinem in das leere Glas ein.
„Solch eine Nachricht gibt’s nicht so oft im Leben, lass uns darauf anstoßen.“
O Gott, jetzt musste ich hier auch noch auf meinen eigenen Untergang mit ihm anstoßen!
„Wie viele Chancen glaubst du gibt einem das Leben, für solch eine Nachricht?“, fragte ich ihn, es interessierte mich und er war immer so schlau und wusste alles, vielleicht würden seine Worte helfen. Drei wäre eine gute Zahl, dann gab es hier noch eine Ausweichmöglichkeit …
„Manchmal nicht mal eine einzige, Süße. Aber du hast gerade die zweite Chance dafür bekommen. Und ich genauso. Das ist doch was, oder? Sag mal ‚Danke, Leben‘, vielleicht hilft dir das. Jetzt komm, wir stoßen an. Auf das Leben und die Chancen, die sich uns bieten!“
Er hielt mir sein Glas zum Anstoßen entgegen und lächelte mich wieder an. Ich würde sicher nicht „Danke, Leben“ sagen, eher „Scheißleben!“ oder „Ich scheiß aufs Leben!“ oder „Verschissenes Leben!“ oder … scheißegal, irgendwas mit Scheiße und Leben eben!